Eröffnung
Dienstag, 26. Januar 2016 19 - 22 Uhr Begrüßung Klaus von Gaffron Vorsitzender BBK München und Oberbayern Grußwort Dr. Ludwig Spaenle Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Künstler*innen
Gabi Blum Matthias Glas Philipp Gufler Andreas Peiffer
Seit 1965 honoriert das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst jährlich die außergewöhnliche Begabung junger, in Bayern lebender und arbeitender Künstlerinnen und Künstler durch die Vergabe des Bayerischen Kunstförderpreises Bildende Kunst. Die mit 6.000 € dotierte Auszeichnung richtet sich an lokale Kunstschaffende unter 40 Jahren und soll sowohl die herausragenden Leistungen der Preisträgerinnen und Preisträger honorieren, wie auch Anreiz und Bestärkung sein, das vielversprechende Talent auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. Am 11. November 2015 überreichte Kunstminister Dr. Ludwig Spaenle die Preise in der Kategorie Bildende Kunst, im Rahmen einer Feierstunde an der Hochschule für Fernsehen und Film München, an Gabi Blum, Matthias Glas, Philipp Gufler und Andreas Peiffer. Spaenle betonte dabei die hohe künstlerische Qualität des kreativen Nachwuchses in Bayern sowie deren Mut neue Ansätze, wie auch eigenständige, mitunter provozierende Positionen, zu entwickeln. Ende Januar versammelt die Galerie der Künstler*innen die Werke der prämierten bildenden Künstlerinnen und Künstler und präsentiert deren vielseitiges und beachtenswertes künstlerisches Schaffen im Rahmen einer Gruppenausstellung.
Gabi Blum spielt in ihrer künstlerischen Praxis mit Orten und Situationen: intuitiv lässt sie (Sehnsuchts-) Räume und Figuren entstehen, die zwar kulturhistorische Stereotypen zitieren, aber umgeformt und neu konnotiert sind, so dass sie für die Künstlerin, wie für das Publikum Experimente darstellen. Blum bricht in ihren Arbeiten mit den Erwartungen der Besucherinnen und Besucher und schafft eine produktive Konfrontation, indem sie manipulierte Situationswahrnehmungen, veränderte Zeitlichkeiten oder Unverortbarkeiten der dargestellten Räume konstruiert. In die Galerie der Künstler*innen baut Blum eine „Being John Malkovich“-Situation, eine Art Parallel-Raum, der nur in veränderter Körperhaltung für das Publikum begehbar wird und dieses in einen nicht aufgelösten Wartezustand versetzt. In dem Raum werden Überwachungsaufnahmen einer zeitlich und räumlich verschobenen Realität sichtbar und fügen der Besucherwahrnehmung ein voyeuristisches Moment zu.
Durch Matthias Glas’ skulpturale Arbeiten ziehen sich prozessuale, organische Formen wie ein roter Faden. Glas’ Arbeitsweise ist ein intuitiver, performativer Prozess, innerhalb dessen sich Präsentationsform und Narration nach und nach aus den Objekten heraus entwickeln. Glas legt dabei Arbeitsschritte offen, die sonst innerhalb der Kunst oftmals verborgen bleiben und zeigt den Entwicklungsprozess, ebenso wie Zufälle oder das dekonstruierte Nachleben der Installationen. Die Arbeiten der Serie Gewalt an Dingen entwickeln ihre Präsentationsform durch die Dekonstruktion der ursprünglichen Objekte: Glas seziert und verformt diese und führt deren Elemente zurück in ein Materialarchiv, aus dem er immer wieder neue Formen für seine künstlerische Auseinandersetzung konstruiert. So werden die früheren Iterationen zu Referenzpunkten für neuere Arbeiten, die sich in einer Art Kreislauf immer neu formieren und selbst hinterfragen. Zentral ist dabei die Materialrecherche, die jedem Arbeitsprozess zugrunde liegt und deren humorvollen Blick sich den Betrachter und Betrachterinnen beispielsweise in der Arbeit Blutwurst & Konglomerat zeigt.
Philipp Guflers Videoinstallation Becoming Rabe ist eine Weiterführung seiner Beschäftigung mit politischen, künstlerischen und sozialen Bewegungen in München. Gufler nähert sich der Münchner Performancekünstlerin Perplexum Rabe an, indem er mit der zeitspezifischen Formsprache der 80er spielt, diese imitiert und verändert. Die resultierende Verschmelzung der Personae passiert dabei nicht linear, sondern durch eine poetische Mimesis, die auf Archivaufnahmen aufgebaut wird und in der Rabes original Performance-Requisiten Verwendung finden. Die Dopplung und Überlagerung der Filminstallation verräumlicht dabei die Verwischung der Grenzen zwischen dem künstlerischen Selbst und dem Objekt der Begierde – eine Geste, die in den Siebdrucken auf Spiegeln wieder aufgegriffen und durch ein Serie von Erinnerungs-Quilts komplementiert wird. In seiner Praxis lässt Gufler kulturelles Wissen außerhalb „korrekter“ kulturhistorischer Arbeitsweisen sichtbar werden, in dem er es destabilisiert oder neue Darstellungsformen findet, um so ein idiosynkratisches Archiv der Dinge (etwa Emotion, Sexualität u.a.) zu etablieren.
Andreas Peiffer konstruiert architektonische Machbarkeitsstudien. In der Galerie der Künstler präsentiert er eine vorbereitende Versuchsanordnung, das überdimensionierte Teilmodell eines Schiffskörpers, an dessen funktionaler Auflösung Peiffer forscht. Der Schiffskörper wird dabei, im Modell wie im Original, zu einer Architektur, die Peiffer in einem performativen Prozess zu dekonstruieren versucht, um dessen bauliche Notwendigkeiten auszuloten und dessen Funktion – hier die Schwimmfähigkeit – auszuhebeln. Peiffers Arbeiten sind oftmals bauliche Experimente, die das Verhältnis zwischen Raum – Objekt – Besucher untersuchen und umformieren. Die raumgreifenden Objekte setzen sich dabei meist direkt mit dem Ausstellungsort auseinander und loten das dynamische Verhältnis von Konstruktion und Dekonstruktion aus. Der Prozess- und Skizzenhaftigkeit der Installationen setzt Peiffer die massive, statische Materialität der Objekte entgegen, die oftmals aus Beton und Stahl konstruiert werden. Peiffer lässt so ein Spannungsfeld entstehen, das die Veränderung und Neudefinition der Installation, wie auch der Raumstruktur beschreibt.