Eröffnung
05.09.2019 19 - 22 Uhr 19 Uhr Begrüßung: Katharina Weishäupl, BBK München und Oberbayern 20 Uhr: Performance GEGENKÖRPER von Max Weisthoff mit Mattias Wright
Open art
13. - 15. September 2019 Zur Eröffnung der OPEN ART am 13. September hat die Galerie der Künstler*innen bis 21 Uhr geöffnet. Rundgang durch die Maximilianstraße mit Carolin Koch: 14. und 15. September, jeweils 16 Uhr Start: Galerie Filser & Gräf → Galerie Rieder → American contemporary art gallery → Häusler Contemporary → Galerie der Künstler*innen, weitere Infos unter: www.openart.biz
Finissage
02.10.2019 19 - 22 Uhr 19 Uhr Führung durch die Ausstellung 19:30 Uhr Artist-Talk mit Lena von Geyso 20:30 Uhr 3D Videoperformance GEGENKÖRPER von Max Weisthoff
Künstler*innen
Adrian Sölch Neringa Vasiliauskaité Max Weisthoff
Der Akzent der Ausstellungsreihe Debutant*innen liegt auf der Förderung junger qualifizierter Nachwuchskünstler*innen, die bereits durch herausragende Arbeiten aufgefallen sind, aber noch am Anfang ihrer Karriere stehen. In der Galerie der Künstler*innen erhalten sie die Möglichkeit, ihre neuesten Werke großzügig zu präsentieren.
Gefördert wird diese Nachwuchsreihe durch die Debütantenförderung den Bayerischen Staatsministeriums für Kunst und durch die LfA Förderbank Bayern mit einem Zuschuss zum jeweils ersten Einzelkatalog. Diese drei Publikationen werden herausgegeben durch den BBK München und Oberbayern und zur Eröffnung präsentiert.
Adrian Sölch zeigt eine weitere Iteration eines Werkzyklus der sich von dem Koloss von Rhodos über archäologische Forschung und Konzeptionen des Scheiterns bis hin zu alternativen Männlichkeitsbildern spannt. Die Präsentation lässt den zweijährigen Forschungskomplex in einer veränderten Zusammenstellung und mit neuen Elementen sichtbar werden. Ausgehend von einer archäologischen Zeichnung, die den vermeintlich heeren Helios als traurige Figur in veränderter Köperhaltung zeigt, unternimmt Sölch ein kontinuierliches Erproben was Männlichkeit und Identität bedeuten kann und setzt dabei auch den eigenen Körper, die eigene Person als Material ein. „Und so lange man seinen Schmerzen folgt, kann man sich nicht verlaufen.“ sagt das künstlerische Alter Ego im Film, während es an der eigenen Koloss-Werdung arbeitet und über das Scheitern sinniert. Dem Film hat der Künstler eine Sammlung an Bruchstücken aus luftgetrocknetem Ton zur Seite gestellt, die an eine antike Ausgrabung erinnern, tatsächlich aber verzerrte 3D-Scans des eigenen Körpers abbildeten.
Neringa Vasiliauskaitės Installationen sind unerwartet, hoch ästhetisiert und streng im Raum inszeniert. Die Künstlerin wählt eine Materialität und Oberflächen – etwa Silikon oder Marmor – die lustvoll wirken und zugleich eine transformatorische Qualität besitzen. Die ausgewählten Materialien laden zum Nachdenken ein, sie tragen und transportieren verschiedene Bedeutungsebenen und zitieren mehrdeutige Erzählungen. In diesem Sinne funktionieren die skulpturalen Arbeiten wie Erinnerungszitate, entweder durch die Materialität, oder aber die Motivik. Denn Vasiliauskaitės Objekte und deren Oberflächen verweisen, trotz ihrer Modifikation und Verfremdung, immer auf etwas Vertrautes. „The Watcher“ etwa, ist ein stark erhöhter Stahlständer, wie wir ihn von Absperrbändern im Museum oder am Roten Teppich kennen. Hier spannt sich zwischen den Ständern jedoch kein Seil, stattdessen schlängelt und windet sich ein wurmartiger Silikonschlauch raumgreifend herab, der anziehend und zugleich abstoßend und menschlich wirkt. „The Watcher“ zwingt die BesucherInnen den Raum vorsichtig – und unter strenger Beobachtung – zu navigieren: Ein Körper, der über den Verlauf der Zeit zu etwas anderem, impotent und doch beängstigend, geworden ist.
Max Weisthoff entwickelt skulpturale Performances, die den Ausstellungsraum als Zustand begreifen. In der Konfrontation mit Körper, Situation und Raum erforschen die automatisierten Anordnungen sinnliche Grundzüge eines programmatischen Gegenübers. Seine visuelle Sprache nutzt hierbei den Moment der Diskrepanz oder Disruption, ist radikal körperlich: Archaisch-kraftvoll bedient sie sich einer an Bondage erinnernden Ästhetik mit industriell-maschinellen Anleihen, die sich rätselhaft mit dem Raum verschränkt. Im Zusammenspiel von Materialität, Körperlichkeit und Präsenz eröffnen die Arbeiten einen situativ-immersiven Formprozess. Seine Struktur, die unmittelbar auf den Moment der Betrachtung und die Wahrnehmung der Betrachtenden zugespitzt ist, lässt die Elemente im Raum kontinuierlich ihre Zuweisbarkeit verändern, klassische Subjekt-Objekt-Kategorien entfallen. Sie sind dabei gleichermaßen Performancerequisiten, Kontrollinstrumente, Werkzeuge und eigenständige Skulpturen, die die Eigenschaften des verwendeten Materials zusätzlich hinterfragen. Ein ambivalentes, diffuses Spannungsmoment zwischen Unbehagen, Faszination und Affekt entsteht, das sich für die BetrachterIn nicht auflösen wird.
Texte: Anja Lückenkemper