Künstler*innen
Betty Mü Alice Strunkmann Meister Kray-C Hiltmeyer.Inc Sabine BB König Raphael Kurig Thomas Hutmann Dorian Agu
Die Ausstellung „INDIVISUALISMUS – pixel rock & optik shock“, kuratiert von Betty Mü, versammelt zahlreiche Positionen aus dem Feld der Videokunst. Die gezeigten Werke brechen jedoch radikal mit der Zweidimensionalität der klassischen Projektion: Bewegte Bilder verschmelzen mit Oberflächen sowie Objekten und erzeugen neue Räume. Auch die Galerie der Künstler wird um eine räumliche Dimension erweitert: Die Arbeit „Infinity-Projektion” schafft beispielsweise die Illusion eines unendlichen Ausstellungsraums. Etwas Irritierendes, Surreales, beinah Magisches haftet dieser wie den anderen Arbeiten der Ausstellung an. Sie erschüttern die Wahrnehmung und erweitern die Vorstellungskraft. Die zu einem großen Teil partizipativen Arbeiten integrieren außerdem die Körper der Betrachter sowie ihre Bewegungen. Der Rezipient wird zum integralen Bestandteil der Videoinstallationen und kann Einfluss auf Ihre Formen und Dynamiken nehmen.
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In der Arbeit „Wings“ der Künstlerin Betty Mü, die sie in Kooperation mit Dorian Agu und Kray-C realisierte, steht der Betrachter seinem eigenen Spiegelbild gegenüber. Diesem sind zwei leuchtende Flügel als Verlängerung des eigenen Körpers gewachsen. Die Flügel, die auf Bewegungen reagieren, verweisen auf Vorstellungen des Himmlischen sowie des Erhabenen und der Körper des Betrachters tritt in die fantastische Welt engelsgleicher Wesen ein. Dem Engelsgleichen steht in der Ausstellung ein teuflisches Wesen gegenüber: Die Gemeinschaftsarbeit von Betty Mü und Anja Frers zeigt nur auf den ersten Blick eine Fotografie von einer alten Dame mit Teufelshörnern. Die scheinbar gefangene, vergangene Zeit der Fotografie wird durch die Bewegung der Augen gestört, die der Figur auf irritierende, beinah unheimliche Weise, Leben einzuhauchen scheint. In einer weiteren Arbeit zeigt sie die Verschmelzung einer realen Fotografie von Tommi Hallmann (artig, München) mit Video.
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Alice Strunkmann Meister zeigt die interaktive Installation „gravity“, in der sie mittels einfacher grafischer Formen Bezug zu Gesetzmäßigkeiten der Natur nimmt. Das Phänomen der Schwerkraft spielt dabei eine besondere Rolle; nach den Gesetzen der Gravitation scheinen Formen von oben nach unten zu fallen und die Video-Projektion wirkt beinahe wie ein Bild, das sich selber malt. Tritt jedoch eine Person in das Licht der Projektion, prallen die Formen an der Körpersilhouette ab, werden Körper und Bewegung zu einem weiteren Element bei der Generierung des Bildes.
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Hiltmeyer.Inc, dessen Wurzeln als Graffitikünstler in der Hip Hop Bewegung liegen, realisiert in seiner Arbeit „digital graffiti“ eine Kombination aus traditionellem Graffiti und Video. Dabei löst er die Eindimensionalität des Graffitis auf und stellt durch die Integration dreidimensionaler Gegenstände und 3D-Animation eine besondere Tiefe und Schärfe her, die weit über die Möglichkeiten eines gewöhnlichen Graffitis hinausgehen. Zugleich verweist die Dynamik des Videos mit einem Augenzwinkern auf die Vergänglichkeit der Street Art.
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In weiteren Arbeiten erprobt Betty Mü zusammen mit Sabine BB König die Möglichkeiten zweidimensionale Bilder mit Objekten in Verbindung zu bringen. Dabei liegt ihr Interesse im Besonderen in der Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Objekten, ihrer Oberflächen sowie Strukturen und der Projektion mit ihrem ephemeren Charakter, in der Licht, Bewegung und Farbigkeit eine besondere Rolle spielen. So besteht die Installation „1 und 1 ist 1“ aus einem Ei, Figuren und einem Totenschädel. Die dreidimensionalen Collagen u. a. aus Draht, Gips, Knochen und Federn, die mit verschiedenen Projektionen bespielt werden, transportieren Fragen nach den Lebenskreisläufen und zeigen das Leben als ebenso flüchtig wie die Projektionen selbst.
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Die Installation „Videotonister“ des Videokünstlers Raphael Kurig (Indivisualist) und des Audioproduzenten Thomas Hutmann (Tongut) erklärt im Rahmen ihrer Installation den Rezipienten zum Initiator des audiovisuellen Geschehens. Durch eine berührungsempfindliche Oberfläche kann dieser synchron verschiedene Video- und Audioelemente steuern und sie zu einer Collage zusammenführen. Der Arbeit wird so durch den „Benutzer“ eine immer neue Form und individuelle Dynamik verliehen.